30 Jahre Sommertheater

Das Ensemble des Kinder- und Jugendpfarramtes der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) sowie der Spiel- und Theaterwerkstatt Erfurt e.V. ging dieses Jahr zum 30. Mal auf Sommertheater-Tournee durch Thüringen und Sachsen-Anhalt.

Auf dem Spielplan stand mit „Der Drache“ eine politische Märchenkomödie des russischen Dramatikers Jewgeni Schwarz (1896 -1958). Aufführungsorte waren u. a. einladende Pfarrgärten und Kirchen. Sie alle wurden liebevoll vorbereitet und begleitet von den Menschen vor Ort. Das Sommertheater ist seit dreißig Jahren ein Höhepunkt in der veranstaltungsarmen Zeit der großen Ferien für Kirchengemeinden und Kommunen. Es bringt Jung und Alt bei kurzweilig geistreicher Unterhaltung zusammen. Was kann es da Schöneres geben, als an einem lauen Sommerabend sich von der Weisheit eines Märchens mitreißen zu lassen und im Anschluss noch ein Weilchen beieinanderzubleiben und das Leben mit einem Schlückchen Saft, Wasser oder Wein zu feiern.

Es war einmal … So beginnt auch dieses Märchen. In einer Stadt herrscht seit Hunderten Jahren ein dreiköpfiger Drache. Ein Menschenfreund. Ein Wohltäter. Einst rettete er die Stadt vor der Cholera. Heute sorgt er für Stabilität und Ordnung und hält alles Fremde fern. Die Menschen haben sich an ihn gewöhnt und jonglieren ihre kleinen Leben. Einmal im Jahr kürt die Stadt die Braut des Jahres. Denn der Drache will heiraten. Alle Jahre wieder, so viel Lohn und Dank darf schon sein! Wer anders denkt, begeht Hochverrat. Da taucht Lanzelot auf, ein berufsmäßiger Held. Er pfeift auf Drachen, stellt die alte, zweifelhafte Ordnung infrage und verguckt sich in Elsa.        

Tyrannen agieren überall und allzeit gleich. Und ihre Untertanen? Wohl auch. Was also soll Lanzelot mit den Menschen einer Stadt anfangen, die augenscheinlich nicht gerettet werden wollen? Die den Gehorsam, die Unterwerfung und Folgschaft als Pflicht und die Werte und Regularien der Willkürherrschaft als Notwendigkeit verinnerlicht haben? Denen der Gedanke an ein selbstbestimmtes Leben längst Angst zu machen begann? Und wenn der eine Drache weg ist, was passiert dann?

Eine märchenhafte Parabel über Macht, Freiheit und Wahrheit, über Widerstand, der so alt ist wie die Diktatur, und die Liebe. 1943 von Schwarz als satirischer Angriff gegen den deutschen Nationalismus verfasst, sah sich das stalinistische Establishment bei der Moskauer Uraufführung 1944 im Drachen gespiegelt und untersagte umgehend weitere Aufführungen. Der poetische und erschreckend komische Text könnte nicht zeitgemäßer sein, denn Drachen sind noch lange nicht ausgestorben.

Die inzwischen vieljährige Arbeit des Ensembles steht im Kontext der Fortbildung Theaterpädagogik, die vom Kinder- und Jugendpfarramt der EKM gemeinsam mit der Spiel- und Theaterwerkstatt Erfurt e.V. angeboten wird.

Einen kleinen Einblick bietet dieses kurze Radiointerview.

Die inzwischen vieljährige Arbeit des Ensembles steht im Kontext der Ausbildung Theaterpädagogik, die vom Kinder- und Jugendpfarramt der EKM gemeinsam mit der Spiel- und Theaterwerkstatt Erfurt e.V. angeboten wird.

Das Projekt wurde durchgeführt in Kooperation mit dem Bundesverband Kulturarbeit in der evangelischen Jugend e.V. (bka).
Es wird gefördert aus Mitteln des Kinder- und Jugendplans des Bundes (KJP) über das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ).

Weitere Details: https://www.evangelischejugend.de/jugendverband/aktuelles/neuigkeiten/das-sommertheater-mit-der-drache-auf-tournee.html

Bildquelle: © Martin Geske

 

 

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